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Kraul-, Rücken- oder Brustschwimmen? Welche Schwimmart sollen Kinder zuerst lernen?

Die Ausführung der einzelnen Schwimmarten – im Volksmund auch Schwimmstile genannt – verlangt die Abstimmung und Kopplung verschiedener Bewegungen wie Arm-, Beinantrieb und Atmung. Das Kraul- und Rückenkraulschwimmen werden dabei als Wechselschlagschwimmarten bezeichnet, weil der Vortrieb mit Armen und Beinen nacheinander, im Wechsel erfolgt. Anders beim Brustschwimmen: bei dieser Schwimmart ziehen beide Arme synchron nach unten hinten und die Beine führen die Beinschlagbewegung ebenfalls gleichzeitig aus – darum sagt man auch Brustgleichschlagschwimmen.

Doch welche Schwimmarten sind für Kinder einfacher zu lernen? Welche Vor- und Nachteile hat das Wechselschlagschwimmen gegenüber dem Brustgleichschlagschwimmen? Was sind kindergerechte Schwimmarten?

Auf die vierte Schwimmart – Schmetterlings- oder Delphinschwimmen – gehen wir hier nicht ein. Das Schmetterlingsschwimmen erfordert u.a. viel Kraft und wir empfehlen diese Schwimmart erst dann zu lehren, wenn Schwimmer*innen das Kraul-, Rückenkraul- und Brustschwimmen über mehrere Bahnlängen korrekt ausführen können.


Brustschwimmen: Vor- und Nachteile dieser Gleichschlagtechnik

Das Brustschwimmen ist die älteste Schwimmart, die Technik wurde bereits im 16. Jahrhundert beschrieben. Während Brustschwimmen in vielen Ländern, u.a. in Deutschland, oft als erste Schwimmart bei Kindern und Erwachsenen gelehrt wird, empfehlen die meisten Schweizer Schwimmschulen mit den Wechselschlagschwimmarten zu beginnen. Doch bleiben wir erst einmal beim Brustschwimmen:

Vorteile des Brustschwimmens

  • Gute Orientierung: durch das Anheben des Kopfes nach vorne beim Einatmen sieht die/der Schwimmer*in was vorne kommt und kann dementsprechend direkt auf ein Ziel zu schwimmen; z.B. ein Floss oder eine Boje im See.
     
  • Längere Distanzen: wer die Technik beherrscht, kann durch den Wechsel zwischen Arm-/Beinantrieb und Gleitphase ohne zu ermüden längere Distanzen zurücklegen.
     
  • Schwimmen mit Kopf über Wasser möglich: Beim Brustschwimmen kann man den Kopf ständig über Wasser halten, was jedoch gleichzeitig ein Nachteil ist (siehe nächster Abschnitt).

Nachteile des Brustschwimmens

  • Unnatürliche Bewegung: Der Bewegungsablauf der Arme und Beine erfolgt synchron und nicht nacheinander wie zum Beispiel beim Laufen.
     
  • Erschwerte Koordination: Beim Brustschwimmen wechseln sich Arm- und Beinantrieb mit einer kurzen Gleitphase ab. Zusätzlich muss die Atmung integriert werden. Dies zu erlernen erfordert für Beginners viel Zeit und es dauert entsprechend lange bis erste längere Distanzen geschwommen werden können.
     
  • Beweglichkeit der Füsse: Um mit Brustbeinschlag effizient vorwärts zu kommen müssen die Füsse in Schwimmrichtung angezogen und nach aussen gedreht werden. Viele – insbesondere Kinder unter 6 Jahren – haben anfänglich grosse Mühe dies umzusetzen; es braucht viel Zeit und Geduld.
     
  • Schlechte Wasserlage durch dauernde Kopfhaltung aus dem Wasser: viele Schwimmer*innen – insbesondere Erwachsene – halten beim Brustschwimmen den Kopf ständig über Wasser. Dies ergibt eine schlechte Wasserlage (absinken der Beine) und kann zusätzlich die Wirbelsäule belasten. Ganz und gar ungeeignet ist das Schwimmen mit Kopf aus dem Wasser für Kinder. Durch die hervorgerufene Körperschieflage kann das Kind seinen Körper kaum mehr fortbewegen und verbraucht schnell zu viel Kraft.


Wechselschlagschwimmarten: Rückenkraul- und Kraulschwimmen

Rückenkraul- und Kraulschwimmen sind – wie eingangs erwähnt – Wechselschlagschwimmarten.

7 Vorteile des Rückenkraul- und Kraulschwimmens

  1. Beim Rückenkraul ist das Gesicht grundsätzlich über Wasser; es braucht für Lernende keine besondere Atemtechnik.
     
  2. Bei beiden Schwimmarten erfolgt der Armzug sowie der Beinschlag wechselseitig, dies entspricht einer natürlichen Bewegungsform wie wir sie vom Laufen oder im Kleinkindalter vom Krabbeln her kennen.
     
  3. Der Beinantrieb ist beim  Rückenkraulen und Kraulen derselbe: Wechselbeinschlag.
     
  4. Bei beiden Schwimmarten erfolgen die Armzüge nacheinander und sind dreidimensional: es gibt eine Unter- und Überwasserphase.
     
  5. Aufgrund der vielen Gemeinsamkeiten kann das Rückenkraulen und Kraulen gleichzeitig vermittelt werden.
     
  6. Der Wechselbeinschlag ist weniger komplex als der Brustbeinschlag; für Beginners ist der Wechselbeinschlag einfacher zu lernen und sie können dadurch bald eine kürzere Strecke schwimmen – das motiviert.
     
  7. Sowohl in Bauchlage (Kraulschwimmen) als auch in Rückenlage können die Arme zunächst nur unterstützend an der Körperseite paddeln – mit diesen vereinfachten Techniken können wassergewöhnte Kinder bald einmal eine Strecke bis zu 25 Meter weit schwimmen.
Kraul-, Rücken- oder Brustschwimmen? Welche Schwimmart sollen Kinder zuerst lernen?

Nachteile der Wechselschlagschwimmarten

  • Beim Kraulschwimmen ist das Gesicht stets ins Wasser eingetaucht und die Einatmung erfolgt zur Seite. Einerseits setzt dies eine gute Wassergewöhnung voraus. Andererseits braucht es viel Zeit und Übung, bis die Seitenatmung korrekt ausgeführt werden kann.
     
  • Beim Wechselbeinschlag (Kraulbeinschlag) müssen die Füsse locker bleiben und die Aufwärts-/Abwärtsbewegung darf nicht zu stark aus den Knien erfolgen.
     
  • Beim Rückenkraulen wird der Kopf von Wasser umspült und es kommt wiederholt vor, dass das Gesicht kurz unter Wasser ist; Lernende empfinden dies oft als unangenehm.
     
  • Die Orientierung beim Rückenkraulen ist für Beginners schwierig; einerseits müssen sie auf die Technik achten und andererseits aufpassen, dass sie sich den Kopf am Bahnende oder Bassinrand nicht stossen.


Fazit

Vor allem für Kinder, die schwimmen lernen überwiegen die Vorteile der Wechselschlagschwimmarten Rückenkraul- und Kraulschwimmen gegenüber dem Brustgleichschlagschwimmen. Der Bewegungsablauf ist natürlicher und es können zu Beginn vereinfachte Techniken, angepasst an die kognitiven und körperlichen Voraussetzungen der Kinder, gelehrt werden. Letztere bezeichnen wir als «kindergerechte» Schwimmarten. Obwohl oben als Nachteil erwähnt macht es durchaus Sinn das Kraulschwimmen früh zu lernen – durch das ins Wasser eingetauchte Gesicht lernt das Kind Schwimmen mit angepasster Atmung (Ausatmen ins Wasser, Einatmen sobald der Mund über Wasser ist). Last but not least bietet das Erlernen der Wechselschlagschwimmarten viel mehr Möglichkeiten für spielerische Elemente und somit einen kindergerechten Unterricht.

Das Erlernen des Brustschwimmens empfehlen wir für fortgeschrittene Kinder ab ca. 6 Jahren. Gute Brustschwimmer*innen können bald einmal mühelos mehrere Schwimmbahnen ziehen.


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